Ein schönes, verkanntes Handwerk - Markus Signer aus Gonten machte sich als Gipser selbstständig

Das Jahr 2014 ist für Markus und Andrea Signer aus Gonten ein ganz besonderes: Sie haben geheiratet, im September wurde  das Gipsergeschäft Markus Signer AG gegründet und seit einem Monat sind die beiden Eltern von Timea.

Das kreative Handwerk Gipsen entdeckt

Die Beiden strahlen, wenn sie über den Werdegang des neuen Geschäfts erzählen.  Markus Signer lernte ursprünglich Möbelschreiner bei Karl Koch in Gonten. Dort hat er noch drei Jahre lang mit viel Freude gearbeitet. Als er im Haus im Lorettoweidli,  wo die junge Familie wohnt und auch der Geschäftssitz beheimatet ist, ein Zimmer nach eigenem Entwurf umbaute, entdeckte Markus Signer die Freude am Gipsen und das Potenzial des oft verkannten Handwerks. So ganz aus heiterem Himmel kam das Interesse  nicht: Sein Grossvater, der Vater seiner Mutter, führte schon ein Gipsergeschäft  in Gossau. Und auch sein Onkel, Felix Widmer, eidgenössisch diplomierter Gipsermeister, war selbstständiger Unternehmer.  Bei ihm konnte Markus Signer eine verkürzte Lehre absolvieren. Schon während der zweijährigen Ausbildung besuchte  er Kurse als Vorarbeiter. Im nächsten  März will er die Polierprüfung ablegen  und sich dann an die Diplomarbeit für die Meisterprüfung machen. Sein Onkel und Götti und seine Ehefrau Brigitte wollten frühzeitig die Nachfolge ihres Gipsergeschäfts regeln und so fügte  sich eins zum andern: Felix Widmer, der an der Berufsschule unterrichtet und Kurse erteilt, zudem Präsident des Ostschweizer  Gipserunternehmerverbands ist, hat sein Geschäft aufgelöst und arbeitet  nun im Teilpensum im neu gegründeten  Gipsergeschäft seines Neffen mit.

Der Ruf der Gipser ist angeknackst

Dass sich Markus Signer für eine zweite Lehre entschieden hat, hat verschiedene Gründe. Einer davon ist, dass es in Appenzell  Innerrhoden mit seinen zahlreichen  sehr gut ausgebildeten Schreinern, schwierig sein kann, sich weiterzuentwickeln  oder gar einen eigenen Betrieb zu führen. «Ich habe gedacht, ich kann nichts verlieren, nur dazugewinnen.» Im Gipsergewerbe sind gut ausgebildete Fachleute Mangelware, aber gesucht. Von seinem Lehrmeister hat Markus Signer die Freude am Handwerk und den Stolz darauf mitbekommen. Das ist hörbar, wenn er von den Gestaltungsmöglichkeiten  erzählt, von Problemlösungen, von den verschiedenen Techniken. «Gipsen ist viel mehr als Wände verputzen», sagt er, «Gipsen ist ein schönes, abwechslungsreiches  Handwerk» und zeigt auf seinem i-Pad Bilder von beeindruckenden  Arbeiten. Die ersten Erfahrungen haben es bestätigt:  Mit seinem umfangreichen handwerklichen  Wissen kann der 28-jährige Geschäftsmann Kunden in vielen Fragen beraten. Dabei nutzt er die guten Beziehungen  zu Fachleuten seines ersten Berufes.

«Oberste Priorität ist die Qualität», sagt Markus Signer. Der Gipserberuf habe leider keinen besonders guten Ruf mehr. Schuld daran seien die zahlreichen Unternehmen,  die wenig ausgebildete Leute beschäftigen und zu Tiefstpreisen billige Arbeit abliefern, weiss Markus Signer. Sein Götti habe in 25 Jahren Selbstständigkeit  nicht ein einziges Mal Garantiearbeit  leisten müssen. In den Fussstapfen von Felix Widmer kann sich auch Markus Signer profilieren. Das Geschäft ist spezialisiert auf anspruchsvolle Aufträge im Innenausbau wie etwa Stuckaturen bei Kirchenrenovationen oder elegante Varianten in Wohnräumen. Stuckaturen werden von Markus Signer massgenau angefertigt; da werden keine vorgefertigten  Styroporteile aufgeklebt und verputzt.

Wunsch nach Selbstständigkeit

Seit dem 1. September ist Markus Signer nun sein eigener Chef und Vorgesetzter von zwei langjährigen Mitarbeitern. Damit  ging für ihn ein langgehegter Wunsch in Erfüllung. Ausserdem kann er Thomas, seinem jüngsten Bruder, der geistig beeinträchtigt  ist, einen Arbeitsplatz bieten. Das ist einerseits eine Herausforderung, aber auch eine grosse Freude zu sehen, wie der Bruder dadurch Fortschritte macht und durch das Gefühl eine wertvolle Arbeit  zu leisten, zufrieden ist. Auch der zweite Bruder, Andreas, der in Gonten ein eigenes Gartenbau-Unternehmen führt, arbeitet in den Wintermonaten mit. Denn Aufträge hat die Markus Signer AG genug – von Stammkunden wie Innenarchitekten  etwa und von Privatkunden. Ausserdem betreut Markus Signer seit diesem Monat einen Lehrling, der die Stelle wechseln musste, um seine Ausbildung  erfolgreich abschliessen zu können.  Werkstatt und Magazin des Gipsergeschäfts  Markus Signer AG befinden sich in Gossau. Auch Andrea Signer lebt sich in ihre neue Rolle ein. Die in Appenzell aufgewachsene  28-Jährige war bis zur Geburt von Timea Augenoptikerin in Altstätten. Nun wird sie einen Teil der Administration des neuen Gipsergeschäfts übernehmen. Markus Signer ist ausserdem Musikant. Viele Innerrhoder haben ihm wohl schon zugehört, wenn er am Klavier oder an der Handorgel mit der Kapelle Enzian aufmachte.

(Bild: zVg)

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